Sicherheit und die Angst zu versagen

Sicherheit und die Angst zu versagen

Träume eines jungen Mannes

Als junger Mann hatte ich jede Menge Träume. Ich war mir sicher, dass ich erfolgreich und wohlhabend werde, ohne dies näher definiert zu haben. Meinen Berufswunsch Kapitän zu werden habe ich verloren als ich beschloss Jura und Volkswirtschaft zu studieren, um im Internationalen Wettbewerbsrecht perfekt aufgestellt zu sein. Doch dann kam alles komplett anders.

Ich genoss mein Studium. Ich studierte Volkswirtschaft An der Universität Hamburg und an der Université de Fribourg in der Schweiz. Um es vorweg zu nehmen, ich habe mein Studium mitten im Examen abgebrochen, weil meine Selbstständigkeit viel interessanter war. Ich liebte es mich während des Studiums mit interessanten Wirtschafts-, Politik- und Soziologietheorien zu beschäftigen.

Mein Studentenjob brachte mir genügend Geld für mein Studentenleben und die Freiheit, Vorlesungen zu besuchen oder auch nicht, bescherte mir eine tolle Zeit. Warum also nicht einfach so weiter leben? Frei wie ein Student, scheinbar utopische Visionen Wirklichkeit werden lassen und das alles voll finanziert… so stellte ich es mir vor und habe es seit dem auch gelebt.

Komm steig ein, genieß dein Leben!

Auf meinem Weg gab es viele Leute, die neidisch auf mein Leben schauten. Am begeisterungsfähigsten sind festangestellte Freunde und Bekannte, die ihren Job nicht mögen. Am liebsten würden sie sofort aufspringen und mitmachen. „Komm steig ein, genieß dein Leben, mach was dich begeistert, dann wirst du Erfolg haben!“ Die Antwort ist immer die gleiche: „Ich könnte so nicht leben, mir ist Sicherheit sehr wichtig, weißt du.“

Freiheit für Sicherheit aufgeben?

Da ich diese Antwort seit nun fast 30 Jahren immer wieder höre, habe ich mich gefragt was „Sicherheit“ eigentlich bedeutet. Wäre Sicherheit the ‚most wanted stuff of mankind‘ wären Filme wie Gladiator sicher an die Wand gefahren. Freiheit ist im Menschen verankert. Wird ein Mensch irgendwo gegen seinen Willen festgehalten oder eingesperrt lehnt sich die ganze Welt auf. Der Mensch ist geboren, um frei zu sein. Das ist seine Natur. Nicht umsonst lieben Menschen die Kinofilme in denen der Held unterdrückt wird, sich wehrt und am Ende frei ist und dem Horizont entgegen reitet. Zig Gladiatoren, die für ihre Freiheit kämpfen und am Ende frei sind, das sind die Kassenschlager, seit es Kinos gibt. Huckleberry Finn und Pippi Langstrumpf sind keine Erfolgsgeschichten, weil sie eine Banklehre absolvierten und sich innerhalb von 10 Jahren besonders gradlinig zum Filialleiter hochgearbeitet haben. Es ist die Freiheit, die uns begeistert und nicht die Sicherheit.

Pippi und Hucleberry Finn vertrauen auf sich selbst

Warum haben die beiden Kinderhelden eigentlich so viel Erfolg? Ich bin der Meinung, dass der Erfolg darin liegt, dass die beiden absolut angstfrei auf sich selbst vertrauen. Egal welche Situation auf sie zu kommt, sie machen das Beste draus. Pippi würde auch ohne Superkräfte Erfolg haben, weil sie einfach Ideen hat, wie Situationen zu behandeln sind. Das ist eine Art von Sicherheit, aus jeder Situation aus eigener Kraft eine Erfolgsgeschichte machen zu können.

Scheinsicherheit der Festanstellung

Wenn sich nun meine Freunde und Bekannten ihre Lethargie mit dem Satz „Ich brauche meine Sicherheit“ herausreden, geht es nicht wirklich um die Sicherheit. Jeder weiß, dass ein Job heutzutage mehr als unsicher ist. Worum geht es aber dann? Denkt man darüber nach, dass Freiheit eigentlich des Menschen höchstes Gut ist, fragt man sich unweigerlich wie Millionen von Menschen morgens und abends zur selben Zeit durch den zähen Berufsverkehr mühen, zu einem Job den sie meist nicht wirklich lieben. Für einen Scheck der bei über 80% der Leute gerade fast so viel Geld einbringt, wie sie brauchen.

Festanstellung, Gefängnis mit offenem Vollzug?

Für mich sieht Festanstellung aus wie ein Gefängnis mit offenem Vollzug. Zur festgelegten Zeit zerrt eine unsichtbare Kraft die Menschen an Schreibtische, zu denen sie eigentlich nicht wollen, wo sie bleiben müssen, bis es 17/18 Uhr ist. Dann lässt die Kraft sie wieder frei und am Monatsende gibt es diesen Scheck mit der meist zu kleinen Summe, um eine Wohnung zu bezahlen in der man kaum ist, um ein Auto zu bezahlen, das man zum zur Arbeit fahren braucht, um einen Urlaub zu bezahlen, dessen Regeneration nicht ausreicht, um die Qual des Jobs zu kompensieren?

Was tut ihr da?

Wenn Sparkassenangestellte die neuen Kinostars werden, nehme ich alles zurück aber bis dahin frage ich mich was genau die Sicherheit ausmacht. Da der Lohn der Festanstellung meist zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben ist, muss man sich die Frage Stellen, warum man sich an das unsichtbare Gefängnis kettet und nicht ausbricht.

Bedenkt man, dass man in den absolut meisten Fällen für seine Zeit bezahlt wird und nicht für seine Arbeit, kommt man schnell auf die Annehmlichkeit, dass es nahezu egal ist wie gut man arbeitet. Das führt dazu, dass Mitarbeiter gerade genau so viel arbeiten wie es notwendig ist, um nicht aufzufallen. Der Mensch ist nämlich ein faules Tier. Mehrarbeit wird aber auch in den seltensten Fällen honoriert. Warum also ausbrechen und auffallen? So gesehen ist es entspannt verdientes Geld.

Würde man für seine Arbeit bezahlt werden wollen würde das bedeuten, dass man für seinen Erfolg bezahlt wird, also dafür, dass man in jeder Situation sicher sein kann, dass man richtig reagiert und nahezu jede Möglichkeit zum Erfolg führt. Hat man keinen Erfolg, würde man in diesem Modell nicht bezahlt werden, nicht mal mit dem Basischeck.

Die Angst zu Versagen

Würde man auf sich selbst vertrauen, würde man die Erfolg = Geld Version wählen.

Festangestellte vertrauen aber nicht auf sich selbst. Was wenn ich keinen Erfolg habe und nichts verdiene… steht an vorderster Stelle. Übernähmen sie Verantwortung für ihr Tun, müssten sie dies auch im Verlustfall tun. Diese Verantwortung will aber keiner übernehmen. Dann lieber ins Scheingefängnis gehen und 40 Jahre ertragen, dass man nicht frei ist. Keine Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen müssen, das ist das was die Gesellschaft „Sicherheit“ nennt. Deshalb ist Festanstellung = Sicherheit, weil ein anderer für den Erfolg sorgt, derjenige, der die Firma gegründet hat und sein gesamtes Team.

Ich wette, dass sich jeder Festangestellte für so intelligent hält, dass er diese Sichtweise von sich weist und das ist auch richtig. Die meisten Festangestellten würden sofort ihren Job wechseln oder aufgeben, sobald sich eine bessere Möglichkeit ergibt. Eine Idee. Frei sein… es ist einfach in uns drin.

Nur so ein Gedanke. Be free!

Wie ist’s mit dir, bist du frei oder begiebst du dich jeden morgen ins Schein-Gefängnis* des kleinen Gehaltsscheck? Reicht dir ein leckerli oder entscheidest du selbst darüber, wie viel Geld am Monatsende über ist? Tanzt Du für ein paar Fische oder gehst Du selber jagen? Los, erzähl mal!

TIPP: Mehr zum „Freiheits-Business“ findest du auf meinem Blog sunandmoney.com!

 

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*ich mag die Doppeldeutigkeit dieses Begriffs. 😉

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